Die 5 sicheren Orte – Teil 2: Der äußere sichere Ort

Die 5 sicheren Orte – Teil 2: Der äußere sichere Ort

Jedes Kind hat ein Recht auf heile Räume.
Das klingt vielleicht groß. Und ist doch ganz konkret.
Denn Räume – egal ob in Schule, Kita oder Zuhause – wirken auf uns. Sie können überfordern oder beruhigen. Uns klein machen – oder stärken. 

In der Traumapädagogik sprechen wir in diesem Zusammenhang vom äußeren sicheren Ort – einem von fünf sicheren Orten nach Baierl & Frey.
Ein Ort, der Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit gibt. Und der dadurch zur inneren Regulation beiträgt.

Räume geben Halt – wenn sie bewusst gestaltet sind

Gerade Kinder, die viel leisten müssen, sich oft anpassen oder ihre Gefühle kaum zeigen (dürfen), brauchen Räume, die ihnen signalisieren: Hier bist du sicher. Hier musst du nichts beweisen.

Was hilft dabei?

  • freundliche, klare Gestaltung: Ordnung, wiedererkennbare Strukturen, warme Farben und weiche Materialien schenken Orientierung.

  • Fürsorge für den Raum: Was kaputt geht, wird umgehend ersetzt oder repariert. Die Fürsorge für den Raum spiegelt die Fürsorge für den Menschen.

  • gemeinsames Gestalten: Wer mitgestalten darf, erlebt Verantwortung, Verbindung, Zugehörigkeit.

  • Vermeidung von Überreizen: Weniger ist oft mehr – besonders für sensible, neurodivergente oder schnell überforderte Kinder.

  • Zonen schaffen: Laut–leise, aktiv–passiv, außen–innen: Räume dürfen klar unterteilen.

In der Reggio-Pädagogik gilt der Raum als „dritter Lehrer“  – neben den Pädagogen und Mitschülern. Das ist eine Erinnerung daran, wie sehr Räume den Lernprozess prägen. Wenn Räume heil sind, können sie im wahrsten Sinne des Wortes auch zu heilenden Räumen werden. Dort, wo vorher Stress war, entsteht Platz für Verbindung, für Ruhe, für Entwicklung.

Nicht nur Schule – auch Zuhause zählt

Auch wenn der äußere sichere Ort oft mit Schule oder pädagogischen Räumen verbunden wird – die wichtigste heile Umgebung ist oft das Zuhause.

Gerade hier lohnt sich ein Blick auf die Gestaltung:

Was Zuhause helfen kann:

  • Ein fester Rückzugsort, der nur dem Kind gehört: z. B. eine Höhle unter dem Hochbett, ein Sitzsack mit Decke, ein Zelt im Zimmer

  • Reizreduzierte Bereiche – mit sanfter Beleuchtung, ohne Bildschirm, vielleicht mit Geräuschdämmung

  • Ordnung & Strukturen, die das Kind selbst mitbestimmt: Wo liegen die Lieblingsbücher? Welche Dinge braucht es in Reichweite?

  • Zutrittsregel: Der Rückzugsort ist freiwillig und wird respektiert.

Wichtig: Der äußere sichere Ort ist kein Luxus – sondern eine Antwort auf die Bedürfnisse des Nervensystems.

Warum das so wichtig ist

Räume, die Sicherheit ausstrahlen, helfen Kindern, sich zu regulieren. Sie geben dem Gehirn und Körper das Signal: Du musst gerade nicht kämpfen, nicht flüchten, nicht funktionieren.

Und genau das ist die Voraussetzung für alles andere:
Für Lernen. Für Beziehung. Für Entwicklung. Für Freude.

Kleiner Impuls für Eltern

  • Hat dein Kind Zuhause einen eigenen Ort, an dem es sich wirklich sicher und ungestört fühlt?

  • Wenn du dich in den Raum deines Kindes stellst – was fühlt sich gut an, was eher stressig?

  • Was würde dein Kind sich selbst für seinen Rückzugsort wünschen?

Sicher fühlen – innerlich wie äußerlich:
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Im nächsten Beitrag geht es weiter mit dem personalen sicheren Ort – und der Frage:
Was macht Menschen zu sicheren Ankerpunkten im Alltag von Kindern?

Ich freu mich auf dich.